Stellen Sie sich vor, Sie stehen am Ufer des Rheins unter einem markanten Baum, dessen Äste leicht über das Wasser hängen. Die Dämmerung zieht über’s Land nach einem warmen Sommertag. Der Abend ist lau, das Wasser des Rheins fliesst ruhig an Ihnen vorbei und der Lärm des Tages hat sich verabschiedet. Zwei Schwäne ziehen ihre Runden am gegenüberliegenden Ufer. Es ist Juni, die Sonne ist vor etwa 45min hinter dem Horizont verschwunden, der Abend scheint bestens geeignet für Fledermausbeobachtungen. Sie stellen Ihren Fledermausdetektor ein und hören…
Der Detektor nimmt die Rufe im Ultraschallbereich auf und transformiert diese in eine Frequenz, welche wir mit unseren menschlichen Ohren hören können. – Zu hören sind mehrere Wasserfledermäuse, eine oder mehrere Rauhaut- und wahrscheinlich auch eine Zwergfledermaus. Für ungeübte Ohren ist dies aber schwer zu bestimmen. Die folgende Grafik kann da etwas helfen; sie zeigt einen 2,5s-Ausschnitt aus der obigen Rufsequenz. Man erkennt eine rege Tätigkeit mit verschiedenen Rufen. Die Frequenzen liegen im Bereich zwischen etwa 35kHz bis etwa 70kHz.
Einfacher ist es, wenn man Einzeltiere hören und bestimmen kann. Nicht alle Arten sind immer ganz eindeutig unterscheidbar. Mit etwas Übung kann man aber gewisse Arten oder zumindest Gattungen recht gut bestimmen. Im Folgenden hören Sie sechs klar unterscheidbare Arten. Versuchen Sie, die Unterschiede herauszuhören…
Rufe um 45kHz (grundsätzlich über 40kHz).
Feuchte, blubbernde Rufe. Tönt etwas wie fallende Tropfen, Rhythmus unregelmässig.
(Aufnahme: SSF/KOF)
Rufe von über 60kHz auf unter 40kHz fallend.
Trockene, klanglose Rufe. Schnelles Tak-tak-tak; etwa so wie eine im Rad des Fahrrads befestigte Jasskarte.
(Aufnahme: SSF/KOF)
Rufe um 25kHz, teilweise auch tiefer.
Singender Ruf, unregelmässiger Rhythmus, Tonhöhe variabel, tönt etwas nach Plip-plop-plip-plop.
(Aufnahme: SSF/KOF)
Rufe von etwa 40kHz auf 25kHz fallend.
Sehr trockene, klanglose und leise Rufe, eher nur ein Knattern. Unregelmässiger Rhythmus.
(Aufnahme: SSF/KOF)
Rufe um 22-25kHz, also relativ tief.
Feuchte, blubbernde bis gurgelnde, teilweise vereinzelt schnalzende Rufe. Schwerfälliger Rhythmus.
(Aufnahme: SSF/KOF)
Rufe bei 110kHz, also sehr hoch.
Konstante Rufe, leicht im Ton abfallend. Tönt wie schnelle, schrille Pfiffe. (Im Kt. SH kommt diese Art leider nicht mehr vor, letzter Nachweis im Jahr 1954.)
(Aufnahme: SSF/KOF)
Um dies auch noch grafisch aufzuzeigen, sehen Sie folgend die Rufsequenzen von einer Zwergfledermaus (links) und einer Wasserfledermaus (rechts). Bei der Zwergfledermaus sieht man, dass der Ruf auf der Frequenz von etwa 43kHz konstant ausläuft, was den Eindruck von „Blubbern“ auf einer Tonhöhe ergibt, bei der Wasserfledermaus sinkt der Ruf steil nach unten, weshalb kein Ton erkennbar ist und der Ruf „trocken“ wirkt. Und die Frequenz hat eine grosse Spannweite (von etwa 65kHz bis unter 40kHz). – Die beiden Ausschnitte haben eine Länge von etwa 0,5s.
Ab und zu kann es aber auch anders aus dem Detektor tönen… – Bei Weitem nicht alle Geräusche sind von Fledermäusen. So hört man häufig Insekten, manchmal auch Störgeräusche von technischen Geräten sowie Ultraschallfrequenzen von ganz alltäglichen Gegenständen. – Bedenken Sie dies, wenn Sie ihr Smartphone die ganze Nacht neben dem Bett eingesteckt habe… – Schlafen Sie gut und überlassen Sie die Ultraschallgeräusche der Natur.
Das Spektrogramm des Ladegeräts: Es sendet einen konstanten Schall im Bereich von 53kHz bis 59kHz aus.
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